31 : 44 beim Pokalspiel
Was war das für ein einmaliger Abend am 30.08.2024 in der Kreissporthalle in Bad Segeberg?
Viel wurde im Vorwege über das geschichtsträchtige DHB-Pokalspiel gegen den Bundesligisten Buxtehuder SV geschrieben und gesprochen. Die Chancen auf ein Weiterkommen waren in den Köpfen der Spielerinnen sowie der Verantwortlichen eigentlich gar nicht vorhanden. Wie sollte man gegen den mehrfachen DHB-Pokalsieger mit gestandenen internationalen Spielerinnen sowie diversen Nationalspielerinnen bestehen können? Das Ziel war vor Beginn des Spiels klar definiert: Irgendwie wollen wir 20 Tore werfen und keinesfalls eine „Packung“ bekommen. Was die knapp 650 (!) Zuschauer dann in der Kreissporthalle in Bad Segeberg zu sehen bekamen, hatte wohl in dieser Form im Vorwege kaum jemand zu träumen gewagt. Ein Spiel mit offenem Visier, hohem Tempo, einer aggressiven Abwehr, ja phasenweise sogar ebenbürtig mit den Profis, eben so gar nicht wie ein Underdog sondern vielmehr nach dem Motto „wir wollen euch heute mal so richtig ärgern“.
„To/Lee war wie angekündigt on fire“ musste auch Buxtehude-Trainer Dirk Leun nach dem Spiel anerkennend zugeben. Ihm gefiel der Auftritt seines Teams gar nicht, er nahm seine letzte Auszeit bereits in der 48. Minute und konnte mit insgesamt 31 Gegentreffern gegen den Regionalligisten überhaupt nicht zufrieden sein. Selbst im Ligabetrieb der Bundesliga wird es wohl wenige Teams geben, die diese hohe Anzahl an Treffern gegen den BSV erzielen werden. „Todesfelde gehört nicht in die 4. Liga“ war daher auch das Fazit von Leun, welches dem engagierten Auftritt unserer Mannschaft auch gerecht wurde. In der 2. Halbzeit gelang es sogar, einen zwischenzeitlichen 14 Tore Rückstand nochmal auf 9 Tore zu verkürzen. Die Halle
stand Kopf! Bundesligareif waren nämlich auch die To/Lee-Fans. Wer nicht selbst vor Ort dabei war, kann es wahrscheinlich nicht nachempfinden. Gänsehaut ab der 1. Minute, lautstarke Unterstützung bis zur letzten Sekunde, jede Aktion, jeder Ballgewinn und natürlich jedes der 31 Tore wurde frenetisch von der proppevollen Tribüne aus gefeiert. Spätestens als beim Einlaufen der Teams die blau-gelb-weißen Konfettikanonen in die Luft schossen, dürfte den BSV-Spielerinnen klar gewesen sein, dass dies kein normales Pokalspiel gegen einen normalen Viertligisten werden würde.
Am Ende des Tages stand, auch wegen einiger unglücklicher Schiedsrichter- Entscheidungen, eine 31:44 Niederlage auf der Anzeigetafel. Für den ganz großen Wurf hatte es zwar nicht gereicht, jedoch schaute man nach Abpfiff ausschließlich in strahlende Gesichter, denn jeder Zuschauer war froh und stolz, bei diesem Spiel dabei gewesen zu sein.
Einen Gänsehaut-Moment gab es auch bei der lang ersehnten Rückkehr unserer Nummer 22, Franzi Haupt. Fast genau ein Jahr nach ihrer schlimmen Kreuzbandverletzung im Auftaktspiel der 3. Liga gegen Pfeffersport Berlin wechselte Trainer Henning Ammen die Linkshand unter tobendem Applaus nach etwa 10 Minuten ein. Für Franzi ein ganz besonderer Moment, hatte sie doch in den letzten Monaten alles dafür gegeben, um pünktlich zu diesem großen Spiel wieder auf der Platte mitwirken zu können. Dass sie ein ganzes Jahr ohne Spielpraxis war, merkte man ihr jedoch kaum an. Mit 6 Toren und vielen Assists unterstrich sie eindrucksvoll: I am Back! Für tolle Stimmung sorgten wie üblich auch unsere Youngstars der SG Todesfelde/ Leezen. Unter der Leitung von Caro & Viktor Kaufmann sowie Nadine Kahl war es auch für die Kids ein einmaliges Erlebnis. Mit den großen Vorbildern einlaufen und vor dieser großen Kulisse die Profis des BSV abklatschen. Diesen Tag werden sicherlich auch sie niemals vergessen.
Für beste Verpflegung sorgte natürlich wie immer unsere liebe Marina mit ihrem Team der Halbzeit 1928. Sowohl am Bierwagen und Grillstand vor der Halle als auch am Getränkestand in der Halle wurden die vielen Zuschauer erstklassig versorgt. Zudem gab es, wie im Vorfeld der Partie angekündigt, für jedes geworfene Tor unserer Mannschaft nach Spielende 2 Liter Freibier für die Fans. Da es glücklicherweise
keine 62 Liter Fässer gibt, wurde die Mengekurzerhand etwas aufgestockt, sehr zum Gefallen der noch lange nach Abpfiff dagebliebenen Zuschauer. Ein solches Event ist natürlich nur mit großer Kraftanstrengung und einem entsprechend zuverlässigen Team umsetzbar. Für uns als kleinen Dorfverein waren dies herausfordernde Tage seit der Auslosung vor einigen Wochen. Neben dem Beachten der fast 50 Seiten Durchführungsbestimmungen der Handball Bundesliga Frauen, musste eine passende Halle mit entsprechender Kapazität gesucht und gefunden werden. Das Catering musste organisiert und viele Aufgaben an eine Vielzahl an Personen vergeben werden. Natürlich durfte auch das Security und die zwingend notwendige Reinigung der Kreissporthalle anschließend nicht fehlen. Aber auch „Kleinigkeiten“, wie das Aufbauen von Fangnetzen hinter den Toren, worüber die Kreissporthalle nicht verfügt, oder das Aufkleben eines Mittelkreises, stellten entsprechende Herausforderungen dar. Am Ende war den Verantwortlichen aber sofort klar: Wir haben es geschafft! Die unendlich vielen positiven Rückmeldungen und die vielen strahlenden Gesichter haben gezeigt, dass wir vieles richtig gemacht haben und die Meldung für den DHB-Pokal genau richtig war. Wir sind also nun geübt und haben richtig große Lust darauf, auch im nächsten Jahr im DHB-Pokal anzutreten. Vielleicht schaffen wir es gemeinsam mit Euch, den Landespokalsieg zu verteidigen.
Bericht: Flo Haupt & Spielerin Johanna Tüx